2015 war ich zum ersten Mal Single, nachdem ich die meiste Zeit meines Lebens in festen Partnerschaften verbracht hatte. In dieser Zeit kam in mir auch der Wunsch auf, die Pille abzusetzen. Nach 13 Jahren Dauereinnahme der Antibabypille wollte ich eine Pause davon. So war ich in den ersten Monaten nach dem Absetzen nicht sonderlich beunruhigt, als sich keine Regelblutung bei mir abzeichnete. Meine Frauenärztin diagnostizierte das Post-Pill-Syndrom. Es hieß mein Körper müsse sich an die Umstellung erst noch gewöhnen.
Nach 6 Monaten ohne Periode war ich schon leicht beunruhigt und hatte nochmals einen Frauenarzttermin ausgemacht. Durch einen Ultraschall und eine Hormonuntersuchung bekam ich dann die Diagnose PCO-Syndrom. Meine Frauenärztin zeigte sich wirklich überrascht. Sie meinte, meistens wären ältere Frauen mit einem erhöhten BMI betroffen. Ich war damals 28 und mein BMI im Normalbereich.
„Sie werden wahrscheinlich unfruchtbar“
9 Monate nach dem Absetzen der Pille hatte ich erneut einen Termin und meine Frauenärztin zeigte sich besorgt. Ihrer Meinung nach wäre es das Beste ich würde wieder die Antibabypille nehmen, um einen regelmäßigen Zyklus zu bekommen. Sie machte mich auf die Möglichkeit aufmerksam, dass PCOS auch zu Unfruchtbarkeit führen könne. Ihre Besorgnis war ansteckend, doch für mich war klar: zur Pille wollte ich nicht zurück. Was ich damals auch nicht wusste ist, dass die Pillenpause einmal im Monat für eine Abbruchblutung sorgt, was nicht mit einer natürlichen Regelblutung gleichzusetzen ist.
Wie so oft, wenn ich die richtigen Antworten in unserem Gesundheitssystem nicht finde, machte ich mich selbst auf die Suche nach Lösungen. So landete ich zuallererst bei einem Buch über Naturheilkunde und hormonelle Probleme. Dort lernte ich zum ersten Mal etwas, das ich gerne schon als junge Frau gewusst hätte: Die Hormone in der Pille sind synthetisch und heften sich an die Hormonrezeptoren in unserem Körper. Dieser produziert selbst entsprechend weniger eigene Hormone. Wenn eine Frau also über einen längeren Zeitraum die Pille nimmt und sich Hormone somit von außen zuführt, müssen ihre Hormondrüsen im Körper nach dem Absetzen der Pille erst wieder lernen diese Hormone in größerem Maß zu produzieren.
Auch unsere Schilddrüse reagiert sensibel auf Hormonschwankungen und so kann sich ein künstlich veränderter oder gestörter Hormonhaushalt auch auf die Gesundheit unserer Schilddrüse auswirken.
Alle Frauen nahmen die kleinen Pillen, also wollte ich das auch
Mein Weg zur Antibabypille war keine bewusst getroffene Entscheidung. Ich war damals 15 Jahre alt und wegen einer Routineuntersuchung bei meiner Frauenärztin. Sie machte mir die Pille als Beautyprodukt schmackhaft. „reine Haut“ und „schöne Haare“ waren die Worte, die mich beeindruckten. Und so startete ich die Einnahme als junge Frau, obwohl ich noch nicht einmal sexuell aktiv war. Mit keinem Wort erwähnte die Frauenärztin die möglichen Nebenwirkungen wie Depressionen oder Thrombose. Ein bisschen fühlte sich diese Entscheidung die Pille zu nehmen auch cool an, so als würde ich auf einmal zum Club der erwachsenen Frauen gehören.
Unser Hormonsystem ist sehr anfällig für Störungen und die gesundheitlich nicht notwendige Gabe von Hormonen als Verhütungsmittel halte ich mittlerweile für fahrlässig.
Ich kann nur an jede junge Frau da draußen appellieren: Bitte suche dir immer Ärzte, die dich ehrlich aufklären und informiere dich ausführlich über Medikamente vor deren Einnahme. Als mir klar wurde, was ich meinem Körper all diese Jahre angetan hatte, wollte ich nichts sehnlicher, als auf natürlichem Weg zu heilen. Ich wusste, mein Körper wird Zeit brauchen, um zu lernen sich wieder selbst zu regulieren.
Ich machte eine Ernährungsumstellung und suchte Hilfe bei einem Heilpraktiker
Ende 2015 war ich bereits 11 Monate ohne Periode und entschied mich für eine Ernährungsumstellung. Mein Interesse am Veganismus war in den letzten Monaten gewachsen, weil ich mir Gedanken über Nachhaltigkeit und Tierliebe machte. Außerdem erfuhr ich, dass Milch, Eier, Fleisch und Fisch Hormone enthalten, die den menschlichen Hormonen sehr ähnlich sind und den eigenen Hormonhaushalt durcheinanderbringen können. So begann ich mit einem 4-wöchigen veganen Experiment und entschied mich danach dabei zu bleiben. Zudem machte ich Anfang 2016 eine Entgiftung mit Heilkräutern bei einem Heilpraktiker. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch nie in Behandlung bei einem Heilpraktiker gewesen und für mich war das eine ganz neue und faszinierende Welt.
Mitte 2016: Ich hatte meine erste kleine Zwischenblutung, aber noch keine normale Periode
Mitte 2016 war ich bereits eineinhalb Jahre ohne Periode, nur kleinere Zwischenblutungen ließen auf eine Besserung hoffen. Es war schon komisch, andere beneideten mich ohne die Krämpfe und das Blut. Ich selbst hingegen wünschte mir nichts sehnlicher, als diese zurückzubekommen. Aber so ist das eben – erst wenn die normalen Körperfunktionen weg sind, fangen wir an, diesen natürlichen Rhythmus wertzuschätzen.
Nach fast zwei Jahren dann endlich die Erlösung: Im Herbst 2016 hatte ich wieder meine Regelblutung bekommen. Seitdem wurde mein Zyklus immer regelmäßiger und bin mir sicher, dass ich diesen Umstand meiner guten Ernährung und einer gesunden Lebensweise zuzuschreiben habe. Ich bin froh, nicht aus Angst und Unwissenheit doch wieder zur Antibabypille gegriffen zu haben.
Unfruchtbar trotz Periode?
Auch wenn ein regelmäßiger Zyklus ein gutes Zeichen ist, ist dies noch keine Garantie dafür, dass man auch wirklich fruchtbar ist. Entscheidend ist, ob ein Follikel wirklich zur Eizelle heranreift und sich nach der Befruchtung auch einnisten kann.
Ich habe mich eingehend mit meinem Zyklus beschäftigt. Dafür nutze ich einen Zykluscomputer mit einem Basalthermometer. Mit den Daten der Temperaturmethode und dem Beobachten meiner Symptome, kann der Zykluscomputer mir meine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage anzeigen. Ich gehe also davon aus, prinzipiell fruchtbar zu sein. Momentan bin ich in keiner Beziehung und plane auch keine Schwangerschaft, dennoch möchte ich die Möglichkeit Kinder zu bekommen einfach gerne haben. Heute bin ich mit der hormonfreien Verhütung und meiner neuen vollwertig veganen Ernährung sehr zufrieden.
Ich war fast zwei Jahre ohne Periode und dann kam der Durchbruch. Ich kann nur jeder Frau raten, nicht zu früh die Hoffnung auf eine normale Regelblutung und einen Kinderwunsch aufzugeben. Manchmal braucht der Körper einfach Zeit, bis er sich erholt hat. Gib dir auch selbst diese Zeit.
Egal an welchem Punkt du gerade stehst, vertraue auf die Intelligenz deines Körpers und traue dich, Hilfe einzufordern. Ich wünsche dir, dass dein Mut und deine Ausdauer bald belohnt werden.
Alles Liebe,
Sandra

Foto: Florian Beier, Marek&Beier Fotografen
Über die Gastautorin:
Sandra ist Gründerin des Brain Food Magazins. Einem Online Magazin rund um die Themen Gesundheit, Fitness, Wellness und Nachhaltigkeit. Ihr Ziel ist es zu Inspirieren, wie man es schaffen kann, ein gesundes und glückliches Leben zu führen.